Der Preis für Kaffeebohnen – Warum wir genauer hinsehen sollten
20% mehr Kaffee wurde im vergangenen Jahr zuhause getrunken als in den Jahren zuvor. Durch Homeoffice & Co. wird das Kaffeemachen in den eigenen 4 Wänden immer beliebter. Doch was sollte uns eine Tasse guten Kaffees wert sein? Wieviel sollten deine Kaffeebohnen kosten, damit du mit gutem Gewissen Kaffee genießen kannst?
Inhaltsverzeichnis
Der Kaffeepreis an der Börse
Kaffee ist ein Rohstoff und wird deshalb auch an der Börse gehandelt. Der aktuelle Börsenpreis für konventionellen Kaffee liegt bei etwa 1,50€/kg. Um kostendeckend arbeiten zu können, benötigt ein Kaffeebauer einen Kilopreis von etwa 1,90€. Arbeitsaufwand und Entschädigung stehen hier also in keinem Verhältnis. Ganz abgesehen davon, dass für den Kaffee, bis er final bei uns im Regal steht, auch noch Kosten für Transport, Lagerung, Röstung, Verpackung und den Vertrieb anfallen.
Supermarktpreise als Richtwert
Dennoch werden wir als Konsument*innen in der Werbung großer Supermarktketten ständig mit Angeboten wie: „-50% - jetzt nur mehr 4,99€ pro Kilo“ überhäuft. Sieht man sich dann im Vergleich die kg-Preise kleiner Kaffeeröstereien an, sind die meisten erstmal abgeschreckt. Was jedoch alles in den Kaffeepreis miteinfließt und warum 4,99€ für 1kg Kaffee nicht wirklich nachhaltig sein können, wird dabei oft vergessen.
Auch beim Gewicht wird geschummelt
Nach dem Rösten werden die fertigen Bohnen getrocknet. Hier arbeitet die Industrie mit einem Trick: Die Bohnen werden mit Wasserdampf gekühlt. Während der Röstung verliert der Kaffee bis zu 30% seines Gewichtes durch Wasserverlust. Durch den Wasserdampf nehmen die Bohnen erneut Wasser auf und werden dadurch wieder schwerer. Das führt dazu, dass effektiv weniger Bohnen in 1kg Kaffee enthalten sind, als bei luftgetrockneten Produkten. Die Abkühlung mit Wasserdampf wirkt sich außerdem negativ auf den Geschmack aus. Spezialitätenkaffee hingegen wird langsam luftgetrocknet, das volle Aroma bleibt erhalten.
Industrielle Großröster vs. Spezialitätenröstereien – was macht den (preislichen) Unterschied?
85% des deutschen Kaffeemarktes wird von nur 6 großen Konzernen bestimmt. Daraus entstehen Produkte wie „Die feine Milde“, die wir dann zu Schleuderpreisen im Supermarkt finden. Doch was ist drin? Kaffeebohnen aus unterschiedlichsten Ländern, ohne zureichende Kennzeichnung über Herkunft und Mischverhältnis - ein Misch-Masch aus aller Welt quasi.
Dieser Prozess läuft bei uns und anderen Spezialitätenröstereien vollkommen anders ab. Schon ab dem Einkauf stehen wir im möglichst direkten Kontakt vor Ort und können daher auf eine individuelle Preisgestaltung, abhängig von der Qualität der Bohnen, zurückgreifen. So können wir auf langfristige, stabile Partnerschaften bauen und sichern den Bauern vor Ort faire Löhne für ihre Ware.
Große Unterschiede gibt es auch in der Verarbeitung der Rohkaffeebohnen. Bei der industriellen Röstung werden die Bohnen im Heißluftröster bei sehr hohen Temperaturen in sehr kurzer Zeit eher verbrannt, als veredelt. 3-5min reichen dem Industrieröster dabei für den Röstvorgang aus. Es bilden sich dadurch hauptsächlich Bitterstoffe und auch die Säure kann nicht vollständig abgebaut werden. Anders beim Rösten im kleinen Stil: schonende Trommelröstung kitzelt bei einer Röstdauer von 9-18min feine Aromen aus den Bohnen und macht den Kaffee angenehm mild und gut verträglich.